Ansprache zur
Ehrenmalfeier anläßlich der 750-Jahrfeier durch den Arbeitskreisvorsitzenden Werner Peitz


Sehr geehrte Festgäste,

Wir haben uns heute hier am Ehrenmal versammelt, - um anläßlich der 750-Jahrfeier - gemeinsam der Verstorbenen unserer Dorfgemeinschaft zu gedenken, - die in Frieden entschlafen sind und in heimatlicher Erde ruhen - und derer, die für ihre Heimat und somit für uns, ihr Leben gegeben haben.

Heimat - ein Begriff der schwer greifbar ist - ein Begriff zu dem es sehr viele Interpretationen gibt - und jede auf ihre Weise den Begriff Heimat sehr gut umschreibt.

"Hier ist gut sein, hier laßt uns Hütten bauen". Dieses Wort aus dem Matthäus-Evangelium wurde von Menschen gesprochen, die es als ihr selbstverständliches Recht ansahen, sich dort niederzulassen, wo es ihnen gefiel.
Das Recht auf freie Wahl der Heimat ist die Folge jenes bedeutendsten und ursprünglichen Rechtes des Menschen auf Freiheit. Die Völker leben seit Hunderten von Jahren dort, wo ihre Vorfahren sich einmal angesiedelt haben - so wie sich unsere Vorfahren in Anreppen angesiedelt haben. Wie all die Generationen zuvor, bauen wir Häuser, bestellen unsere Äcker, nutzen wir die natürlichen Schätze unseres fruchtbaren Landes.
Doch wir bauen nicht für den Augenblick, wir säen nicht um niemals zu ernten, und wir bauen auch nicht unsere Häuser um niemals darin zu wohnen. Unser ganzes tun gilt der Zukunft, - der eigenen Zukunft, der Zukunft unserer Kinder und Enkel, der Zukunft unseres Ortes, in dem wir unsere Heimat gefunden haben. Und dies tun wir alles, weil wir die unseren, unser Zuhause und unsere Heimat lieben.

Niemand kennt die Zahl der glücklichen Tage die unserer Dorf gesehen hat. - Niemand hat die Zahl der schwarzen Tage, die ebenfalls über unser Dorf hinweggezogen sind - jemals gezählt. Beides, die dunklen wie die heiteren Kapitel in der Chronik unserer Ortes, haben Spuren und Narben hinterlassen.

Über all die Jahrhunderte hinweg - waren Menschen mit Pioniergeist in dieser Gegend gewillt, Leben zu entwickeln, eine Gemeinschaft freier Bürger aufzubauen und das allen Widrigkeiten der damaligen Zeit zum Trotz. Viele haben dabei für die Freiheit und Heimat ihr Leben gelassen.
Denn die Geschichte lehrt uns, daß es immer wieder Menschen gab und immer geben wird, für die das Recht eines anderen nicht viel mehr ist als eine Sache, über die man sich ohne weiteres hinwegsetzen darf. Und dementsprechend handeln sie. Nur weil sie meinen - die Stärkeren zu sein, - weil sie glauben - die Macht dazu zu haben, unterdrücken - vertreiben - morden sie ganze Völker oder große Teile von Ihnen.
Damit nehmen Sie diesen Menschen die Möglichkeit, das zu ernten - was sie gesät haben. Damit rauben sie ihren Kindern die Zukunft auf ein Stück Erde, das die Hände der Väter in Freiheit gestaltet haben.


Liebe Festgäste,

In stillem Gedenken an die Verstorbenen unserer Dorfgemeinschaft legen wir nun gemeinsam einen Kranz hier am Ehrenmal nieder, indem die Namen derer eingemeißelt sind, die in den vergangenen Kriegen ihr Leben für unsere Heimat ließen.
Wir legen diesen Kranz nieder, mit dem offenen Bekenntnis uns unermüdlich und unbeirrt dafür einzusetzen, daß ihr Tod nicht umsonst war und neue Opfer und neues Leid verhindert werden müssen.

Dieser Verpflichtung können wir nur durch unser stetes und aufrechtes Bemühen - um Wahrung und Erhaltung des Friedens in der Welt gerecht werden. Ein von diesem Bewußtsein getragenes Leben, das im Streben nach Frieden, Einigkeit und brüderliche Nächstenliebe seine Erfüllung sucht, ist nicht zuletzt die beste und sinnvollste Ehrung für unsere Verstorbenen, und für unsere Kriegstoten, deren Opfer uns immer wieder zum Frieden ermahnt.