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Rekonstruierung des Verteidigungsgrabens im Römerlager Anreppen

Im Rahmen einer Pressekonferenz wurde kürzlich der erste Spatenstich am Römerlager Anreppen zur Rekonstruierung des Verteidigungsgrabens gemacht.

Um allen Besuchern direkt vor Ort die Geschichte und Bedeutung des Lagers näher bringen zu können, hat die Stadt Delbrück in Zusammenarbeit mit dem Stadtverband für Heimatpflege und Internationale Beziehungen e.V., der Arbeitsgemeinschaft für Arbeit (ARGE), der Delbrücker Marketinggemeinschaft (DEMAG) und dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe mit der Wiederherstellung des Lagergrabens am Römerlager Anreppen begonnen. Vor über 2000 Jahren erbauten die Römer das Lager Anreppen, das bis zu 6.000 Soldaten beherbergt haben soll und damit eine wichtige Bedeutung in der damaligen Zeit hatte.

Die Lagergräben hatten meist einen V-förmigen Querschnitt. Im lateinischen Sprachgebrauch hieß ein solcher Graben ‘fossa fastigata’, im Deutschen hat sich dafür die Bezeichnung ‘Spitzgraben’ eingebürgert. Die Grabenspitze nahm allmählich durch regenverursachte Auswaschungen einen muldenförmigen Charakter an. Der Hauptgraben des Römerlagers Anreppen besaß eine relativ steile Grabenböschung, der Böschungswinkel lag ungefähr bei 45 Grad. Bei einer Breite von annähernd 7 m stand der Lagergraben als wirkungsvolles Hindernis einem Angreifer im Wege. Dieses Hindernis konnte nur mit Verletzungen und Verlusten an Menschenleben genommen werden, denn die auf der Lagermauer stehenden Verteidiger versuchten mit ihren Wurfgeschossen den Angriff abzuwehren. Die Lagergräben waren nicht mit Wasser gefüllt.

Die ca. 3 m breite Lagermauer war als sog. Holz-Erde-Mauer errichtet worden. Die Baustoffe setzten sich aus den Materialien Holz und Erde zusammen. So bestanden die Außenwände aus einer massiven Holzkonstruktion, während der dazwischen liegende Innenraum mit Erde angefüllt war. Auch die Lagertore und die Zwischentürme der Lagermauer waren in Holzbauweise errichtet worden. Von den Lagertoren sind lediglich das Süd- und teilweise auch das Osttor ausgegraben worden. Alle Bauwerke in den römischen Militärlagern Westfalens sind in Holzbauweise bzw. in Fachwerktechnik errichtet worden.

Das ca. 23 ha große Römerlager Anreppen zählt zu den wichtigsten Bodendenkmälern Westfalens. In den Jahren 1988 – 2004 fanden unter der Leitung von Dr. Johann-Sebastian Kühlborn (LWL – Archäologie für Westfalen) großflächige archäologische Ausgrabungen statt. Dabei wurden der auf einer Grundfläche von 3.375 m² errichtete Kommandeurspalast (Praetorium), benachbarte Gartenanlagen und große Wohnhäuser für hohe militärische Funktionsträger, eine Thermenanlage, ein großes Speichergebäude am Südtor, mehrere Speicher am Osttor, Kasernen und die dazugehörigen Häuser der Unteroffiziere, diverse Straßenabschnitte, sowie einige Teilstrecken der Lagerumwehrung und das Südtor entdeckt. Inzwischen sind ca. 7,2 ha des Römerlagers Anreppen archäologisch erforscht worden.

Das Lager wurde im Winter des Jahres 4/5 n. Christi Geburt erbaut. Es diente unter anderem als wichtige Station zur Nachschubsicherung in der Zeit der Germanienfeldzüge der Jahre 4 und 5 n. Chr., die der spätere Kaiser Tiberius befehligte. Nach neuesten Forschungen geht man davon aus, dass das Römerlager Anreppen bald nach dem Abschluss der Tiberius-Feldzüge wieder geräumt wurde. Ein Fortbestehen während der Statthalterschaft des Varus (7-9 n. Chr.) ist wenig wahrscheinlich.

Wegen der Bedeutung dieses Bodendenkmals für die Landesgeschichte und für die nationale sowie internationale Forschung hat die Nordrhein-Westfalen-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege e.V. auf Antrag des Stadtverbandes für Heimatpflege und internationale Beziehungen e.V. bereits einige Teilflächen des Römerlagers Anreppen erworben. Nach erfolgtem Ankauf sollen auf den bereits ausgegrabenen Flächen einige Rekonstruktionen das vergangene Römerlager wieder sichtbar werden lassen. Mit der Wiederherstellung des Verteidigungsgrabens an der Südseite des Lagers wird im Juli 2008 der erste Baustein des ‘Römerparks Anreppen’ gesetzt.

Quelle: DEMAG Delbrück, Fr. Rolf

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